Verzweifelte Hilferufe der afghanischen LSBTIQ*‘s

Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD)

19. Juni 2023- Lesezeit: 4 min

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Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt der Hilferufe, die uns täglich erreichen. Wir können gar nicht alle sofort bearbeiten und aufbereitet an das Innenministerium weitergeben. Wir bitten die deutschen Behörden darum, schneller zu arbeiten und uns Ihre Aufnahmeentscheidungen mitzuteilen, damit wir die Evakuierungen vorbereiten können und nicht erneut Zeit verlieren. Wenn wir Menschen retten wollen, muss jetzt sofort zügig entschieden und gehandelt werden.


Jörg Hutter, Lesben- und Schwulenverband (LSVD)

#1

„Nachdem die Taliban mich und meinen Partner identifiziert hatten, verfolgten sie uns und griffen unsere Wohnung an. Leider konnten mein Freund und ich nur mit Mühe aus unserer Wohnung fliehen. Nachdem uns die Taliban gejagt haben, wurden mein Partner und ich zunächst auseinander gerissen. Die Taliban haben meinen Partner auf der Flucht verwundet. Wir sind seitdem in Afghanistan ständig auf der Flucht. Die Taliban fahnden nach uns.

Unsere psychische Gesundheit leidet sehr. Leider kann ich diese Situation nur sehr schwer ertragen. Ich leide darunter, dass es meinem Partner so schlecht geht, mein Herz schmerzt. Leider leben wir in einer Situation, in der wir jeden Moment sterben können. Wir bitten Euch um Eure Hilfe. Lasst uns bitte nicht alleine. Wir sind heute in einer ganz schlimmen Lage und hoffen darauf, dass Ihr unser Leben rettet und entsprechende Maßnahmen ergreift.“

 

#2

„Aufgrund der alten religiösen Tradition in Afghanistan haben auch die Familien meiner engen schwulen Freunde diese zwangsverheiratet. Nachdem nun auch ich Opfer einer Zwangsehe geworden bin (...) fanden die Taliban heraus, wo ich wohne, und griffen meine Wohnung an. Meine Frau und ich konnten nur mit Mühe fliehen. Ich verletzte mich auf der Flucht. Die Taliban fahnden nun nach uns beiden. Sie wollen mich verhaften, weil ich schwul bin und sie wollen meine Frau zerstören, weil sie einen Homosexuellen geheiratet hat. (...)

Ich bitte Euch heute um Eure Hilfe: Setzt Euch dafür ein, unser Leben zu retten und lasst nicht zu, dass uns das gleiche Schicksal widerfährt wie den Homosexuellen, die von den Taliban hingerichtet wurden.“

#3

„Im Gefängnis wurde ich zwei Monate lang gefoltert und verhört, weil ich transgeschlechtlich bin. Ich habe aber nicht zugegeben, dass ich transgeschlechtlich bin. Wenn ich das getan hätte, hätten sie mich durch Steinigung hingerichtet. Sie haben mich aber fast zu Tode gefoltert und sexuell vergewaltigt, jeden Tag und jede Nacht!

Sie entließen mich nach einiger Zeit aus dem Gefängnis. Wegen der vielen Folterungen und häufigen Vergewaltigungen, die mir widerfahren waren, lag ich zwei Wochen im Krankenhaus.

Nach meiner Freilassung haben die Taliban viele weitere Homosexuelle verhaftet, gefoltert und hingerichtet. Einer meiner Freunde wurde unter der Folter gezwungen zu gestehen, dass er transgeschlechtlich ist und dass er mich kennt. Jetzt versuchen die Taliban erneut, mich wieder zu verhaften. Ich bin jetzt auf der Flucht und wechsle jeden Tag den Aufenthaltsort. Ich kann jeden Moment verhaftet und hingerichtet werden. Ich bitte Euch, mein Leben zu retten, bevor ich hingerichtet werde. Bitte rettet mein Leben.“

#4

„Als die Taliban in Afghanistan an die Macht kamen, haben sie mich ausgepeitscht, gefoltert und sexuell vergewaltigt. Sie haben mir mit Hinrichtung gedroht. Sie haben mich verhaftet, aber noch nicht hingerichtet, weil ich jung bin. (...)

Die Taliban haben viele Transgender und Homosexuelle, die meine Freunde waren, verhaftet und nach der Folter hingerichtet. Ich möchte, dass Sie mir das Leben retten und nicht zulassen, dass die Taliban mich hinrichten und zerstören.

Heute werde ich wegen meiner Gefühle vergewaltigt und gefoltert und zum Tode verurteilt, morgen werde ich vielleicht schon hingerichtet. Bitte rettet mich.“

#5

„Die Taliban haben mich verhaftet und zwei Wochen lang vergewaltigt und gefoltert. Sie haben meine Freunde verhaftet und hingerichtet und verhaften und exekutieren auch weiterhin Trans- und LGBT-Personen. (...) Bitte ergreift Maßnahmen, um mein Leben zu retten. Bitte rettet mein Leben. Ich habe kein Verbrechen begangen, ich wurde einfach als Transfrau geboren und das wird in meinem Land nicht akzeptiert. Deshalb ist mein Leben jeden Moment vom Tod bedroht. Bitte rettet mich.“

#6

„In einer Nacht wurde ich so schwer gefoltert und mehrfach vergewaltigt, dass mich die Taliban ins Krankenhaus bringen mussten, damit ich nicht starb, sondern am Leben blieb.

Leider befand ich mich in einem sehr schlechten gesundheitlichen Zustand. Ich lag einen Monat lang im Koma unter strenger ärztlicher Aufsicht. Ein Arzt half mir, aus dem Krankenhaus zu entkommen. Zu diesem Zeitpunkt ging es mir etwas besser und ich konnte wieder atmen. Nachdem es mir gelang, aus dem Krankenhaus zu fliehen, verhafteten die Taliban den Arzt, der sich um mich kümmerte.

(...) Der Geheimdienst der Taliban sucht nach mir, um mich zu verhaften und hinzurichten.

Ich bitte Euch, Maßnahmen zu ergreifen, um mein Leben zu retten. Ich bin ein unschuldiger schwuler Mann, der heute wegen seiner Gefühle hingerichtet werden soll. Mir geht es nicht gut. Ich besitze nichts mehr. Ich habe weder Geld für die Flucht, noch für die medizinische Behandlung. Ich habe keinen, der mir hilft. Bitte rettet mein Leben so schnell wie möglich. Ich teile alle meine Dokumente mit Euch. Bitte rettet mich, bevor es zu spät ist. Sonst verhaften mich die Taliban erneut und richten mich hin.“

Reality Check ist eine Kampagne von @kabulluftbruecke, @medicointernational, @lsvdbundesverband und @artistsatrisk.

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