Vor zwei Jahren zogen die westlichen Truppen nach einem 20-jährigen Kriegseinsatz aus Afghanistan ab. Die radikal-islamistischen Taliban übernahmen am 15. August 2021 die vollständige Macht in Afghanistan und setzen ihre menschen- und frauenverachtende Herrschaft fort, die eigentlich durch den NATO-Einsatz ab 2001 für immer enden sollte.

Deutsche Staatsangehörige wurden nach der Machtübernahme evakuiert. Die meisten afghanischen Mitarbeiter*innen deutscher Institutionen hingegen blieben zurück und sind nun mit Verfolgung, Haft und Perspektivlosigkeit konfrontiert. Dasselbe gilt für die, die sich – oft unter Lebensgefahr – für Demokratie, Gleichstellung und Menschenrechte eingesetzt hatten

Deutschland hat noch bis kurz vor der Machtübernahme der Taliban die Aufnahme von Ortskräften verzögert und Abschiebungen nach Afghanistan vorangetrieben. Im Herbst 2021 versprach die neu gewählte Bundesregierung, Aufnahmen gefährdeter Afghan*innen zur Priorität zu machen und die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. Zwei Jahre nach Machtübernahme der Taliban ist die Realität eine andere.

Der Koalitionsvertrag hat ein Bundesaufnahmeprogramm angekündigt. 1000 gefährdete Menschen sollten darüber jeden Monat nach Deutschland einreisen. Bis heute ist keine einzige Familie über das Programm nach Deutschland gekommen.

Bis heute ist das Verfahren für die Aufnahme afghanischer Ortskräfte nicht reformiert, entgegen der Versprechen im Koalitionsvertrag.

Bis heute warten über 14.000 Afghan*innen auf einen Termin bei einer Deutschen Botschaft, um ihr Recht auf Familiennachzug zu ihren Ehepartner*innen, Eltern oder minderjährigen Kindern in Deutschland wahrzunehmen. Die meisten werden, Stand jetzt, noch Jahre warten.

Bis heute bleibt gefährdeten alleinstehenden Frauen mit deutscher Aufnahmezusage der Weg zu einer deutschen Botschaft versperrt, da die Taliban ihnen verbieten, ohne männliche Begleitung zu reisen und die Bundesregierung keine Abhilfe findet.

Es waren auch die Menschen- und Frauenrechte, mit denen Deutschland seinen Einsatz in Afghanistan immer wieder begründet hat. Dass die Taliban ihre menschenverachtende Ideologie in die Tat umgesetzt haben, verwundert uns nicht. Dass die Bundesregierung versprochen hat, Menschen vor diesem Terror zu schützen und es nicht tut – dafür fehlen uns die Worte

Kabul Luftbrücke hat in den vergangen zwei Jahren über 3600 Menschen bei der sicheren Ausreise aus Afghanistan unterstützt. Um unserer Verantwortung gegenüber Afghanistan weiterhin nachzukommen, brauchen wir eure Hilfe.